T R E P P A U F  /  T R E P P A B


„Abenteuerspielplatz Treppensteigen - Die Kunst des guten Umgangs mit Schwerkraft, Raum, Gleichgewicht, Loslassen, Rhythmus und Auftrieb“


Im Gegensatz zum ebenerdigen Gehen ist das Treppensteigen eine Aktivität, bei der unser Schwerpunkt nicht nur zwischen links und rechts, vorne und hinten, sondern auch zwischen oben und unten in ständiger Bewegung ist. Das bedeutet, dass zu der Auf- und Abwärts-Bewegungen der Füße und Knie auch noch das Auf und Ab des Schwerpunktes kommt. Nicht zuletzt deshalb profitiert das Treppensteigen besonders von unserer Fähigkeit, die Dynamiken von aufwärts und abwärts innerhalb unserer Körperstellung spüren und zulassen zu können.

Wie bei allen Bewegungsabläufen und besonders bei denen, die mit Anstrengung assoziiert werden, liegt eine der Herausforderungen beim Treppensteigen (besonders beim Aufsteigen) darin, die Vorwegnahme der Anstrengung zu unterlassen und der Aktivität die Qualität von Leichtigkeit zuzugestehen. Wie bei allen muskulär fordernden Tätigkeiten, verhilft und diese innere Einstellung zu mehr Gegenwärtigkeit und zur Vermeidung von unnötigem Druck, Stress, Erschöpfung und unnötigen Verkürzungen der Körperstellung sowie den Bewegungseinschränkungen, die dazu gehören.


Wenn wir unseren Schwerpunkt wirken lassen, offenbart sich beim Treppensteigen ein großes Ausmaß an Möglichkeiten bezüglich der Richtung in die sich unsere Bewegung entwickeln möchte. Das Treppensteigen ermöglicht so den genauen Einblick in die Fähigkeit, die Richtungsführung unserer Bewegung von den Knochen her bestimmen zu lassen.

Das Ausmaß an innerer Stabilisierung, das wir beim Treppensteigen benutzen, bestimmt, wieviel Elastizität wir jenseits des Haltens und Tretens in unserer Muskulatur trainieren können. Kurz gesagt liegt die "Kunst des Treppensteigens" darin, den Muskeln zu erlauben, die Knochen und den Schwerpunkt freizugeben, damit ein Höchstmaß an Direktheit und Feinabstimmung beim Anheben und Beugen des Spielbeins, sowie beim Organisieren und Stabilisieren des Standbeins wirken können. Unsere sensorische Wahrnehmung und unser peripheres Sehen - also die Art des Sehens, die nicht konzentriert und punktgenau ist - sind wichtige Fähigkeiten, um das Treppensteigen nicht durch übermäßiges Herunterziehen des Kopfes zu belasten, in dem Versuch, jede Stufe genau anzuschauen.

Wie beim normalen Gehen gilt auch beim Treppensteigen: Ohne die Fähigkeit, unser Bein in die Länge fallen zu lassen, wird jeder Schritt zu einem Tritt. Andererseits wird ohne die Fähigkeit, den Auftrieb durch die Knochen zuzulassen, alle Aufwärts- Bewegung des Beines zu einem Hieven.

In einem gut koordinierten psycho-physischen System, indem Schwerkraft, Stützkraft, Schwerpunkt, Elastizität, Beugungskraft und Momentum optimal genutzt werden, ist das Treppensteigen hingegen ein unterhaltsames und schwungvolles Abenteuererlebnis der Bewegung.


Beim Hinuntergehen kann das Nach-Vorne- und -Oben-Freigeben der Knie, zusammen mit dem Fallenlassen des Fußes einen groovigen Rhythmus guter Laune erzeugen. Beim Aufsteigen ermöglichen das Freigeben des Schwerpunkts (nach unten und oben), der Sitzhöcker (nach hinten) und der Knie (nach vorne) sowie das Fallenlassen des Spielbeins, bevor es zum Standbein wird, viel Rotation und Schwung bis in den Rücken hinein.


Genauso wichtig, wie es für das Treppensteigen ist, besonders beim Abstieg, den Blick nicht zu benutzen, um den Körper aus der Balance zu bringen, ist es wichtig, den Auftrieb, den die Arme dem Schultergürtel und Rücken geben, bei dieser Aktivität nicht zu stören. Dafür ist es besonders hilfreich das Geländer zu nutzen, um den Schultergürtel nach oben zu stützen und nicht durch übertriebenes Greifen Verkürzungen an der Vorderseite des Körpers zu verursachen.


A N W E N D U N G : "Treppauf"


1. Stelle dich vor die Treppe, lege eine Hand auf das Geländer, lass den Blick auf Augenhöhe und genieße, das alles Gewicht, alle Aufmerksamkeit, sowie aller Kontakt, den du an den Füßen und der Hand angeboten bekommst, in deinen Rücken hinein wirken.


2. Ohne etwas zu verändern an diesen „Rückwirkungen“, lasse das Knie auf der Seite des Geländers frech nach oben hüpfen und den Fuß auf der ersten Treppenstufe aufsetzen, bevor du erneut alles in deinen Rücken wirken lässt, was dort hinein wirken will.


3. Genieße jetzt wie beide Hände in den Rücken wirken, besonders die auf dem Geländer aufgesetzte, während du alle Gelenke in den Beinen beugst und die Knie nach vorne und die Sitzhöcker nach hinten frei gibst (das dynamische Verhältnis zwischen Oberkörper, Hals und Kopf bleibt dabei bestehen und die gesamte Vorderseite inklusive Gesicht sind jetzt diagonal nach vorne geneigt).


4. Lasse den Schwerpunkt fallen, so dass sich alle Beugungen vertiefen, während du die aufgesetzte Hand etwas weiter nach vorne auf dem Geländer bringst, das äußere Knie hoch hüpfen lässt, den äußeren Fuß auf die nächste Stufe aufsetzt, dem neuen Standbein erlaubst, Länge zu entwickeln und losgehst.


5. Genieße die Rotationen und Rhythmen, die stattfinden wollen und lass auch alle Bewegungen und Beugungen so groß werden wie sie möchten.


A N W E N D U N G : "Treppab"


1. Setze wieder eine Hand auf das Geländer und stelle sicher, dass du deine Schulter nicht runter ziehst, sondern Auftrieb vom Geländer durch die Arme in den Rücken wirken kann. Erlaube auch, dass alle Licht-, Form-, und Farbinformation, die auf dich einwirken über deinen Sehweg in den Rücken wirken können.


2. Erfasse alle Informationen, die für deinen Gleichgewichtssinn und zur Abmessung der richtigen Schrittgröße notwendig sind, ohne die Stellung des Kopfes auf dem Körper zu stören. Lasse auch allen Auftrieb, der die Gegenrichtung zur Abwärtsbewegung des Runtergehens darstellt, durch die Knochen und Gelenke nach oben durch.


3. Befreie das Knie, mit dem du den Abstieg beginnen möchtest, damit es weit genug nach vorne kann, um den Unterschenkel nach vorne zu bringen und lass den Fuß fallen. Denke auch das Standbeinknie frei nach vorne, damit es optimal beugen kann, bevor es zum Spielbein wird.


4. Genieß die Möglichkeit, das Bein in seine Länge plumpsen zu lassen, lass die Rückfederung, die so entsteht immer wieder über die Wirbelsäule beim Kopf ankommen und genieß die innere Aufrichtung und den Rhythmus.